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ZUSAMMENFASSUNG MEINER PRINZIPIEN,

MEINER DENK-UND ARBEITSWEISE,

MEINER ARBEITSPHILOSOPHIE

 

 

Es sind meine persönlichen Gedanken zu meinem schöpferischen Weg, die ich hier offenlege, meine Reise in das Zentrum der Emotionen. Ich teile sie in sieben Stufen auf:

 

ERSTE STUFE

Ohne Unterlass die Augen offen halten. So viel wie möglich schauen, um das Maximum aufzunehmen (Dinge, Farben, Stimmungen…= Emotionen). Das ist eine Frage der Übung und kann auch auf anderen Gebieten von Nutzen sein.

 

ZWEITE STUFE

Diejenigen Details beobachten, die unser Blick besonders getroffen hat und eine Emotion in uns ausgelöst haben, um sie dann “im Hinterkopf” oder an Hand einer Zeichnung oder eines kleinen Bildes zu archivieren.

 

DRITTE STUFE

Die Augen öffnen, diesmal aber die, die künstlerisch sehen, um eine Auswahl der archivierten Emotionen zu treffen. Weiterhin den Schlüssel finden für deren Realisierung.

 

VIERTE STUFE

Diese Stufe stellt die mentale Seite des Realisierungsvorganges dar. Dabei wird die ausgewählte Emotion in formale Grenzen gesetzt bzw. REDUZIERT, um sie in ein künstlerisches Werk zu verwandeln. Wir müssen alle Möglichkeiten ausloten, damit die Ausführung dieser Formgebung, der Emotion, am besten entspricht.

Demzufolge müssen wir etliche Entscheidungen treffen, wie die Wahl der Materialien und der Technik. Wir müssen über die Grösse des Bildes entscheiden über die Farbpalette und selbstverständlich über den Bildaufbau, bestehend aus verschiedenen Elementen, die in eine dafür ausgedachte Hierarchie eingefügt werden, usw.

Eine Emotion ist naturgemäss ein Detail des Ganzen. Ein gut aufgebautes Bild wird immer ein Ganzes darstellen. Deshalb müssen wir das Bild so konzipieren, dass dieses DETAIL darin nicht mehr als solches erscheint, sondern selbst das GANZE geworden ist, ein Tor zum Unendlichen.

FÜNFTE STUFE

Diese Stufe ist sicherlich die schwierigste innerhalb des Arbeitsablaufs. Wir verlassen das Mentale, um die ausgesuchte Emotion, den ausgesuchten Gedanken in seinem REINSTEN ZUSTAND zu verwirklichen. Also müssen wir das “ICH” mit seinen Grenzen verlassen um eine geistige LEERE schaffen. Wir müssen alles, was wir glauben zu wissen, die ganze Erfahrung, die wir durch den Intellekt angehäuft haben und die sich noch an der Oberfläche befindet, von uns werfen. Nur wenn wir dahin gelangen bleibt uns das ESSENZIELLE, das was zu tiefst in uns verankert ist, was Teil von uns geworden ist, der Fluss, der in uns fliesst.

Dieser Prozess ist bei jedem Neubeginn zu wiederholen. Wir müssen jedesmal von NULL anfangen.

So mental entleert, die inneren Augen offen, kann der Gedanke, an dem wir arbeiten Wahrheit werden. Diesen Weg zu nehmen bedeutet den Gedanken aus dem Inneren zu formen, un nicht durch einen gedachten, äusseren WILLEN. Eine äussere, intellektuelle Wahl würde den Weg zur Wahrheit vernebeln.

Nicht zu wollen bedeutet auch “NACKT” zu sein, ohne jegliche Möglichkeit etwas zu verstecken. Nur in dieser Nacktheit können wir EHRLICH, DEMÜTIG, EINFACH und WAHR sein, sich selbst und unserer Arbeit gegenüber. Auf diesem Weg müssen wir bleiben, ohne Angst das gesetzte Niveau nicht zu erreichen. Denn es ist diese Nacktheit, das UNBEWUSSTE in uns, das was wir Seele nennen, die das Niveau unserer künstlerischen Sprache bestimmt.

Ein gutes Niveau kann man nie mit Gewalt erreichen. Kunstwerke mit dem Willen zu schaffen enden bereits im “status nascendi”!

 

SECHSTE STUFE

In dem Augenblick, in dem wir “leer und nackt” geworden sind haben wir Zugang zum Kern der ausgesuchten Emotion, die inzwischen zum künstlerischen Gedanken geworden ist. Wir sind mit unserer kreativen Kraft, die wir zur Realisierung dieses Gedankens entwickelt haben in dessen Inneres eingedrungen. Dort begegnen wir einer neuen Kraft, der wir uns unterwerfen werden: der URKRAFT dieses Gedankens. Um zum Ziel, zur Wahrheit zu gelangen, müssen wir SCHRITT FÜR SCHRITT auf dem Weg gehen, auf dem wir GEFÜHRT werden und nicht auf dem, den wir bestimmt hatten. Nur in seltenen Fällen nehmen beide Kräfte von Anfang an die gleiche Richtung.

Je sensibler wir sind, desto mehr wird diese Urkraft uns die Hand führen bis hin zur Wahrheit.

Die Emotionen sind es, die in uns die Lust erwecken künstlerische Gedanken zu entwickeln und ihnen Form zu geben. Sie sind es auch, die uns DIENEN Werke zu schaffen. Um diese zu verwirklichen müssen wir DIENER dieser Emotionen sein.

 

Kunstwerke bilden Brücken zwischen der physischen Realität und einer inneren Realität, der Seelenrealität. Sie sind wie die Abenddämmerung, die uns vom Tag in die Nacht führt.

Leider werden diese Brücken in der Kunst immer seltener. Schuld ist, meiner Meinung nach, das Ungleichgewicht im Menschen. Das Denkende, Intellektuelle, bläht sich immer mehr auf und erstickt die Seele.

Noch dazu ist der Intellekt der begrenzteste Teil in uns, da er von Worten lebt, und Worte haben Grenzen. Ebenso wie wir, wenn wir diese benützen.

Die intellektuelle Seite verführt uns, uns zu  “erheben “, die Erde zu verlassen, um eine eigene Welt zu schaffen. Aber es entfernt uns immer mehr vom Kern, in dem die ewigen Geheimnisse verschlossen sind. Von dort erkennt man nur die Hülle der Dinge. Jedoch nur das INNEN gibt dem AUSSEN einen Sinn, ein Licht.

Um in das Innere zu gelangen, muss das verlorene Gleichgewicht wiedergefunden werden:

ANIMA-SPIRITUS-CORPUS

Seele, Mentales und Physisches müssen in uns wieder in einem harmonischen Gleichgewicht zusammenleben.

Die Kunst kann helfen dieses Gleichgewicht wiederherzustellen. So werden wir wieder EINS, und können im Herzen das Leuchten wiedersehen.

Im wiedergefundenen Gleichgewicht können wir vielleicht (wenn es nicht schon längst zu spät ist) die klaffende Wunde, die wir Menschen dem Kreislauf der Natur zugefügt haben, wieder heilen. Diese entstand, als wir uns von der Natur getrennt haben, „abgehoben“ sind, um eine eigene Welt zu schaffen.

Diese Brücken verbinden das physische Ufer, wo alles Form ist und begrenzt, mit dem Ufer der Seele, wo alles grenzenlos, unendlich ist, ohne Anfang und ohne Ende, also ohne Zeitmass.

 

SIEBTE STUFE

Dies ist der physische Teil, d.h. der Teil, in dem wir den Gedanken an Hand der ausgesuchten Materialien sichtbar machen.

Hier kommt die Technik ins Spiel. Alles, was ich bisher versucht habe zu erläutern, ist NICHT ausführbar ohne die notwendige TECHNIK! Man kann, ja man muss die Technik lernen. Um zu einem guten Niveau zu gelangen muss man arbeiten und viel Beharrung und Geduld zeigen. Zunächst erscheint alles schwierig und langweilig. Man glaubt, es sei unmöglich eine gewisse Perfektion zu erlangen. Aber man muss diese Arbeit das ganze Leben weiterführen, trotz des Wissens die Perfektion NIEMALS erreichen zu können.

Die Perfektion ist wie der Regenbogen. Je mehr wir uns ihm nähern, desto weiter entfernt er sich. Um den Bogen zu sehen müssen wir aber den Regen akzeptieren.

Es gibt viele verschiedene Techniken und Materialien wie z.B. Öl, Acryl, Tempera, Aquarell, Pastell, Kreide, Kohle, Bleistift, Tusche, Holzschnitt, Radierung, Lithographie, Siebdruck, die Fresko-Technik und viele mehr. Es ist nützlich so viele Techniken wie nur möglich zu beherrschen. Sie können behilflich, ja entscheidend sein, die geeignetste Wahl einer Bildgestaltung zu treffen.

Die Wahl der Technik hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. den festgelegten Dimensionen eines Bildes.

Für die grossen Bilder entscheide ich mich immer für Öl auf Leinwand, für die kleineren ziehe ich Holz als Malgrund vor. Die kleineren Formate male ich mit Acrylfarben, sei es auf Papier oder auf Holz. In jedem Fall ist meine Maltechnik die der Lasurtechnik und immer mit dem Pinsel ausgeführt. Sie hat Vor- und Nachteile:

Ein Vorteil ist es, dass die Leuchtkraft der einzelnen Farben erhalten bleibt, weil man sie nicht materiell sondern optisch mischt.

Ein Nachteil ist die lange Zeit, die verstreicht bis das Ölbild fertig ist, da man warten muss bis die untere Farbschicht trocken ist bevor man die nächste darübersetzt.

Die Grösse der Leinwand hängt vom Inhalt des Gedankens ab. Wenn ich etwas Stilles, Ruhiges zu erzählen habe, dann können die Dimensionen kleiner sein. Möchte ich aber eine explosive Emotion so direkt und stark wie möglich wiedergeben, dann kann die Leinwand nicht gross genug sein. Eine grosse Leinwand erleichtert auch dem Betrachter den “Einstieg” in das Bild, um die Emotion voll zu erleben.

Die Technik darf nicht sich selbst genügen. Sie muss AUSSCHLIESSLICH der künstlerischen Kreation dienen!

Durch die Technik entwickelt sich die künstlerische Handschrift. Dazu muss man sich zuerst mit den Formen und später mit den Farben auseinandersetzen – man muss lernen, die Formen mit den Augen aufzunehmen und mit den Händen wiederzugeben, damit zwischen Auge und Hand eine Symbiose entsteht.

Die beste Weise dieses Zusammenspiel zu entwickeln ist das Aktzeichnen. Es bildet die Grundlage! Aktzeichnen, so wie ich es in der Akademie gelernt habe. Die Aktzeichnung sollte in Naturgrösse ausgeführt werden. Drei Stunden am Tag. Mindestens zwei Wochen lang sollte das Modell die gleiche Stellung behalten und wir immer den selben Blickwinkel. Nach zwei Wochen eine neue Zeichnung mit einer neuen Stellung des Modells, usw.

Auf diese Weise lernt man alle Façetten der Formen und deren Zusammenspiel kennen, um sie dann in Spannung zu setzen.

Eine schnelle Skizze, die mit einer leichten Kontur den Akt andeutet, kann sich nur einer leisten, der nach langjähriger Arbeit den Körper genauestens kennt, einer, der eine ausgeprägte künstlerische Handschrift besitzt.

Die künstlerische Handschrift erfordert eine langwierige Entwicklungszeit. Anfangs hat man grosse Schwierigkeiten die Originalformen präzise wiederzugeben. Weder können die Augen die Gegenstände in ihren Formen und Grössen, sowie deren Dimensionen zueinander erkennen, noch hat die Hand gelernt zu gehorchen. Dann, langsam, sehr langsam, kommt man an einen Punkt, an dem man relativ zufrieden ist und die Hand mehr oder weniger das ausführt, was die Augen sehen. Im Laufe der Zeit aber, wird sich eine immer grösser werdende Verzerrung der gestalteten Form einstellen. Diese Veränderung geschieht einerseits unbewusst durch das Individuelle in jedem Künstler, andererseits aus Neugierde, um zu sehen, wie weit man gehen kann. Sie bildet die eigene Formenwelt, wird zur persönlichen Handschrift. Dies unterscheidet die Künstler voneinander.

Die Technik muss auch so weit gehen, dass die verwendeten Farben auf dem Bild nicht mehr als MATERIE erscheinen, sondern BOTSCHAFT geworden sind.

Eine Emotion, die zu einem Kunstwerk geworden ist, das den Blick des Betrachters anzieht, enthält Botschaften. Ihr Sinn ist nur durch eine Türe erreichbar, die der Betrachter öffnen kann. Ein Kunstwerk besitzt nicht nur eine einzige Türe. Je höher das Niveau des Werkes ist, desto mehr Türen besitzt es. Es gibt so jedem Betrachter die Möglichkeit, seinen EIGENEN Zugang zu finden, und der Botschaft das zu entnehmen, was ihm möglich ist

Daher ist eine Interpretation durch den Künstler eine Vergewaltigung des individuellen Aufnahmevermögens des Betrachters.

Es kommt vor, dass der Maler aus der Urkraft der Emotionen heraus, Bilder schafft, die Botschaften enthalten, von denen er zunächst ahnungslos ist.

Wie eine Emotion eine Botschaft enthält, so enthält auch eine Botschaft eine Emotion. Die eine ernährt die andere und umgekehrt. Die Eine und die Andere. Die Eine IST die Andere. ALLES IST EINS.

Ein Bild ist dann gut, wenn die verwendeten Elemente eine EINHEIT bilden. Steht der Betrachter vor einem EINHEITLICHEN Bild, so wird diese Einheit die Einheit des Betrachters anziehen (nur wen dieser in einem Gleichgewicht mit sich selbst und mit dem Aussen ist), wird ihn “hypnotisieren” und unfähig machen, eine DETAILLIERTE Meinung über das Bild zu geben. Er wird intuitiv reagieren, aus seinem tiefsten Ich, verbunden mit dem Unendlichen.

 

Und es gibt all die anderen, die durch Ihre Denkart das Mosaik nicht sehen, sondern nur dessen Steine.

 

 

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